Erzähl uns Mal kurz was zur deiner Person.
Ich bin Henoch Förster. 1985 in Schleswig-Holstein geboren und dort auch groß geworden. 2007 zog ich dann vom Dorf in die Stadt. Von kleinauf spiele ich leidenschaftlich gerne Fußball. Was mich ausmacht ist meine freche, direkte und authentische Art sowie eine gewisse Tiefgründigkeit. Außerdem bin ich in fast allen Bereichen des Lebens spielerisch-kreativ unterwegs. Die im gleichen Zuge oft zu bemerkender Konsequenz und Rigorosität in Verbindung mit gut trainierter Schlagfertigkeit irritiert den ein oder anderen. Am Ende habe ich ein gutes Herz und denke stets positiv und lösungsorientiert.
2015 wurde das Label „Bolzplatzkind“ ins Leben gerufen. Was steht hinter deiner Marke?
Hinter der Marke stehe ich mit ganzem Herzen und all die Freunde, Fans und Kunden von Bozplatzkind. Die Marke verbindet Einzelschicksale miteinander. Jeder, der damals jeden Tag auf den Bolzplatz gerannt ist. Nach der Schule. Jeder, der ganze Nachmittage und Abende dort verbracht hat, der weiß, was es bedeutet, ein Bolzplatzkind zu sein. Diese Unbeschwertheit von damals. Ein magischer Ort, an dem du all deine Sorgen und Probleme, den Alltag vergessen kannst. Diese Erinnerungen an die schönste Zeit in unserer Kindheit kann uns niemand mehr nehmen. Wir tragen sie in uns. Der Bolzplatz hat uns stark gemacht. Wir sind groß geworden, doch Kinder geblieben. Das steckt hinter der Marke Bolzplatzkind.
„Groß geworden, Kind geblieben“, was genau möchtest du damit den Leuten ausdrücken bzw. vermitteln?
Wir Erwachsene haben uns im Laufe der Jahre angepasst. An die gesellschaftlichen Konventionen. Wir denken mehr nach. Über Risiken. Als Kind folgst du einfach deinem Herzen. Natürlich verbrennst du dich auch. Und lernst daraus. Doch das führte damals nie dazu, dass du deinen Hunger und deine Neugierde verlierst. Als Erwachsener ist das anders. Menschen geben sich auf. Sind verklemmt. Vorsichtig, gar ängstlich. Sie haben Hemmungen. „Das macht man doch nicht“. Ich möchte einfach, dass wir das Innere Kind in uns nicht verlieren. Spielerisch und positiv durchs Leben gehen, locker und offen sein. Es gibt so viel Hass auf der Welt. Kinder hassen nicht. Weil sie das Leben lieben. Und ich möchte einfach, dass die Menschen nicht aufhören zu lieben. Sich selbst und das Leben.
Wie bist du damals auf diese Idee gekommen?
Ursprung war ein verregneter Sonntag in der Bibliothek zur Zeit meines Studiums in Bamberg. Ich schwelgte in Kindheitserinnerungen. Und anstatt zu lernen, schrieb ich einen Text über den Bolzplatz. Den postete ich auf einer Fußballseite auf Facebook und war erstaunt über das gute Feedback. Der Text ist heute noch im Original auf der Website. Das Wort Bolzplatzkind habe ich dort erschaffen, ich schaute direkt bei Google, ob es das schon gibt. Fehlanzeige. Und so war ich richtig stolz auf meinen ersten Neologismus, der es hoffentlich mal irgendwann in den Duden schafft. Der Text und der Begriff schlummerten dann noch etwa anderthalb Jahre vor sich hin. Und dann kam die Idee, das Wort auf Shirts zu drucken.
Wo genau war dein Bolzplatz früher? Gibt es ihn heute noch?
Mein Bolzplatz von damals befindet sich in Kasseburg. Ein 500 Seelen-Dorf im Süden Schleswig-Holsteins. Erst war er schräg gegenüber unserem Hause. Ein Traum. Doch ein paar Jahre später wurde er innerhalb des Dorfes verlegt. Allerdings nur ein paar hundert Meter weiter. Ich konnte ihn zu Fuß immer schnell erreichen und ja, es gibt ihn heute noch. Dieselben Tore, dieselben Netze. Allerdings immer öfter geflickt. Sogar das Verkehrshütchen von damals steht heute noch auf dem Platz. Das ist eben das Dorfleben. Da kommt sowas nicht weg.
Was war für dich das Schönste am Bolzplatz damals?
Die Freiheit. Ich hatte viel Stress in meiner Kindheit und auf dem Bolzplatz war ich für den Moment einfach frei. Ich habe alle Sorgen und Nöte vergessen können. Hier konnte ich Weltmeister, Nationalspieler und Volksheld sein. Es gab keine Grenzen. Und all die Probleme waren auf dem Bolzplatz eben vergessen.
Oft heißt es, dass die Jugend von heute nur noch am Smartphone hängt und kaum noch bolzen geht. Wie siehst du das?
Fakt ist, dass sich die Gesellschaft durch die Digitalisierung stark verändert hat. Ich nenne sie auch gerne Multioptionsgesellschaft. Du hast heut viel mehr Möglichkeiten, viel mehr Auswahl und Alternativen. Damals gab es halt nicht so viele technische Geräte in den Haushalten. Du warst quasi gezwungen, draußen zu sein. Und dann bot sich Fußball an. Aber auch Kastaniensammeln, Angeln gehen oder Baumhäuser bauen. Das hat heute nachgelassen. Es gibt zweifelsohne noch Kinder, die bolzen gehen. Mit der gleichen Leidenschaft wie wir damals. Ich habe keine Zahlen, die das belegen. Doch gefühlt sind die Plätze heute länger leer als zu der Zeit in meiner Kindheit und Jugend. Man darf auch nicht den Fehler machen, diesen Kindern einen Vorwurf draus zu stricken. Sie kennen es halt nicht anders. Ich hoffe und glaube jedoch auch, dass die jüngste Generation, für die Smartphones und Videospiele nichts Neues oder Besonderes mehr ist, bald weder ihrem Urinstinkt folgen wird und sagt „Ja toll, Opa. Danke für das Smartphone. Aber lass mal bolzen gehen!“
„Die tollen Fußballstars“ und „Die Kickers“, bist du auch mit diesen beiden Fußballserien aufgewachsen?
Weder noch. Ich bin mit nur drei Sendern groß geworden. Ich kenne „Manni, der Libero“ und alle Turniere der Nationalmannschaft seit 1990. Außerdem habe ich „ran“ auf SAT.1 geliebt, mit Jörg Wontorra. Samstagabend. Allein beim Gedanken daran, bekomme ich Gänsehaut. Doch ich weiß, was „Die Kickers“ für viele Leute bedeutet. Es ist das Abtauchen in eine Welt, wie du sie dir auf dem Platz immer erträumt hast.
Wie siehst du persönlich die Entwicklung der Marke in den ersten 5 Jahren?
Phänomenal. Ich habe mir das alles nicht erdenken und erträumen können. Dass ich auf so eine Resonanz treffe mit dieser Emotion, mit diesem Gefühl. Im Leben nicht. Tausende kaufen in meinem Onlineshop ein. Nationalspieler und Fußballlegenden tragen meine Marke. Menschen lassen sich das Logo tätowieren. Zeitungen schreiben über Bolzplatzkind. Das ist alles sehr überwältigend und oft einfach surreal. Doch auch ich habe gelernt, dass der Erfolg keine Selbstverständlichkeit ist. Dass jedes Unternehmen Höhen und Tiefen hat. Deswegen bin ich weiterhin mit sehr viel Demut unterwegs. Du weißt nie, was kommt. Doch wenn ich höre, welches Image Bolzplatzkind in der Öffentlichkeit hat, bin ich schon sehr beeindruckt und vor allem dankbar.
Welche Ziele verfolgst du bzw. hast du dir für die Zukunft gesetzt?
Bolzplatzkind soll eine etablierte Fashionbrand sein, aber gleichzeitig auch Sportartikelhersteller werden. So, wie es Nike, Adidas und Puma auch sind. Alle drei Unternehmen sind Vorbilder. Durch die Kooperation mit 11teamsports hängt Bolzplatzkind seit April 2020 im Einzelhandel. Auch diese Sparte soll weiterausgebaut werden. Darüber hinaus möchte ich stets der Philosophie treu bleiben, die Welt jeden Tag ein bisschen besser zu machen. Nicht nur mit dem schönen Gefühl aus Kindheitstagen, sondern auch durch Verantwortung. Für unseren Planeten und für unser Land. Wir stehen vor großen Herausforderungen. Umwelttechnisch, politisch und mittlerweile auch gesundheitlich. Bolzplatzkind steht für den Willen zur Nachhaltigkeit, zur Freiheit und zur Demokratie. Einfach für ein besseres Miteinander, ob im Zusammenspiel mit der Natur oder mit den Menschen. Frei von Hass und Gewalt.
Auch gemeinnützige Organisationen werden von dir unterstützt. Welche sind das u.a., erzählt uns Mal kurz davon?
Anfangs arbeitete Bolzplatzkind lange mit der Stiftung von Christoph Metzelder zusammen, indem wir für Projekte spendeten. Aufgrund der aktuellen Geschehnisse um seine Person haben wir diese Kooperation beendet. Seit Juli gilt ja eine verringerte Mehrwertsteuer in Deutschland. Den Differenzbetrag von 3% aus allen Umsätzen werden wir nach Abschluss der Monatsbilanz wie bereits angekündigt an den Verein gegen Missbrauch e.V. aus Göttingen spenden. Darüber hinaus ist seit 2016 auch die Young Bafana Soccer Academy ein Partner. Diese Organisation kümmert sich insbesondere um Kinder aus den Townships in Südafrika. Man kombiniert dort Fußball mit Bildung. Ein tolles Projekt. Zudem unterstützen wir die gemeinnützigen Vereine Extremislos e.V. (Demokratie schützen) und FC PlayFair e.V. (Integrität im Profifußball).
Auf der Homepage von 11 Teamsports findet man die Kollektion von Bolzplatzkind. Wie kam es zu dieser Zusammenarbeit?
Anfang des Jahres wollte ich einen elementaren Schritt der Veränderung. Und so entwickelte sich der Wunsch, auch auf anderen Plattformen mit den Produkten präsent zu sein. Online und offline. Und so bot sich 11teamsports an. Der Austausch war sehr angenehm und CEO Oliver Schwerin überzeugte mich dann von einer näheren Zusammenarbeit, mit der ich so anfangs gar nicht gerechnet hatte. Nach intensiver Vorbereitungszeit im März ging es dann am 10. April los. Ich bin sehr froh, mit eleven teamsports einen so bodenständigen und zeitgleich modernen Partner gefunden zu haben. Dort arbeiten einfach durch die Bank weg tolle Leute. Und wir ergänzen uns perfekt.
Bei Instagram hast du aktuell ca. 45900 Follower und bei Facebook ca, 40.000 Likes. Wie wichtig sind die sozialen Portale für dich? Legst du viel Wert darauf?
Diese beiden Plattformen haben es mir ermöglicht, so groß zu werden. Du kannst dort ohne einen Cent Werbung für dein neues Business machen. Du erreichst die User und Kunden auf kürzestem und direktem Wege. Instagram und Facebook sind meine Verbindungskanäle zur Community. Aber sie sind nicht alles für mich. Es geht nicht um die Anzahl der Likes. Wenn man mal etwas postet, wo du ein paar Follower verlierst, dann ist das so. Und wenn ich morgen aufwache und alle Abonnenten weg sind, dann dreht sich die Welt weiter. Viele Menschen im Social Web definieren sich über die Zahlen von Likes und Follower. Doch im Leben geht es um mehr. Um Realness, Authentizität und Transparenz.
Eine Frage zum Abschluss. Du bist ja gebürtiger Hamburger. Was sagst du zu dieser 2. Liga Saison bzw. zum Abschneiden vom HSV?
Das, was seit Jahren beim Hamburger SV passiert, ist bitter mit anzuschauen. So viele Trainer und Spieler wurden ausgetauscht. Es scheint, als würde ein Fluch über dem Verein liegen. Doch vielleicht ist es auch die DNA drumherum, das Anspruchsdenken oder die Führung? Meiner Meinung nach gibt es dort zu viele Menschen in verantwortungsvollen Positionen, denen ihr Ego und ihre Macht wichtiger sind als das große Ganze. Das färbt ab. Und so gibt man einen vermeintlich sicher geglaubten Aufstieg nach dem Corona-Comeback mal eben aus der Hand. Man kann dem Verein nur wünschen, dass er sich nicht zum Mittelmaß der Zweiten Liga entwickelt.
Vielen Dank Henoch für das tolle Interview. Ich wünsche dir sowohl privat als auch beruflich weiterhin viel Erfolg und hoffe, dass du all deine Ziele erreichst.